TAGEBUCH
Am 1.12.12 begann eins unserer grössten Abenteuer. Am 15.2.13 kamen wir nach fast 1000km und vielen tollen Erlebnissen am Ziel an.
1.12.12 – Proberitt
Nach tagelanger Vorbereitung und durchgearbeiteten Nächten probieren wir unseren Packsattel samt Gepäck aus. Rambo hat ein Metallgestell auf den normalen Aparejo geschraubt. Die Masse stimmen genau mit unseren Koffern überein. So müssen wir das Gepäck nur auf den Sattel legen und schon ist es fest. Zur Sicherheit binden wir es aber noch mit Seilen fest. Sonst gilt; rutscht der Sattel nicht, rutscht das Gepäck nicht. So haben wir alles geladen, unsere Pferde gesattelt und wir reiten los Richtung Laguna. Die Pferde laufen super und das Gepäck scheint zu sitzen.
Etwa in der Hälfte muss die Annika leider umdrehen, weil sie zurück zur Arbeit muss. So führen Rambo und ich den Ritt alleine weiter.
Angekommen in der Laguna sind wir schon hundemüde, die paar Nächte vorher haben wir nur wenige Stunden geschlafen. Rambo kümmert sich um das Wasser, tränkt die Pferde und ich koche ein paar Teigwaren. Dazu trinken wir Wein aus den Gläsern von meinen Eltern. Später gesellt sich noch Jano zu uns, ein Freund aus Serón. Nach ein paar gemütlichen Minuten ruft die Pflicht. Während Rambo die Wasserquelle inspizieren geht, reite ich mit Jano zu Mora, einer Stute die wir mit nach Hause bringen müssen. Um sie einzufangen steige ich ab und geb die Zügel Jano. Doch plötzlich lässt er die Zügel fallen um mir zu helfen, im Glauben, die Camelia würde stehen bleiben. Sie erschreckt sich und rennt los, so schnell sie nur kann. In gestrecktem Galopp peitscht sie über Stock und Stein zurück zur Majada, wo sie zum Glück stehen bleibt. Kaputt gegangen sind nur die Zügel (die ich allerdings erst vor kurzem neu gekauft habe, nachdem sie die anderen kaputt gemacht hatte), aber die kann ich am nächsten Tag reparieren lassen.
Schliesslich machen wir uns samt Mora wieder auf den Heimweg. Müde aber zufrieden kommen wir wieder in Serón an.
3.12.12 – Der Transport
Das ist wohl der für mich stressreichste Tag. Morgens um 5.15 Uhr machen wir uns, alle ein bisschen nervös, auf zu den Pferden. Die Camioneta haben wir schon am Abend vorher mit unseren Sachen beladen. Die Pferde wissen gar nicht, was das soll, so früh am Morgen eingefangen zu werden.
Zu Fuss laufen Annika und ich zum Ladeplatz ausgangs Serón. Rambo ist mit der Camioneta vorgefahren und hat das Gepäck mitlerweile schon ausgeladen. Als der Lastwagen ankommt um 6.15 Uhr, merken wir, dass die Laderampe zu hoch ist. Schnell ist aber eine Neue gefunden. Alle Pferde steigen super ein, Camelia, Macho, Pipino und Beruga, danach wird das Gepäck festgeschnallt. Beim losfahren sind die Pferde erst ein bisschen nervös, nicht alle sind sich gewohnt, Lastwagen zu fahren. Nach ein paar Metern Fahrt beruhigen sie sich aber. Nur den Macho müssen wir noch umdrehen, das Halfter von Camelia berührt ihn immer am Po und er schlägt aus. Nun schaut er in die selbe Richtung wie die Camelia und beruhigt sich wieder. Die Fahrt geht ohne weitere Zwischenfälle weiter.
Wieder einmal bin ich ausserordentlich stolz auf unsere Tiere, ohne einmal aufzumucken fahren wir kurvenreiche Strassen, schliesslich kommen wir auf die Autobahn und sie halten den Fahrtwind von 80km/h aus. Kurz vor Santiago sehe ich plötzlich das Schild „Tunnel“, da ist mir mein Herz fast in die Hosen gerutscht! Wie würden die Pferde reagieren? Erschrecken sie sich oder kriegen sie sogar Panik? Mit klopfendem Herzen fahren wir schliesslich in den Tunnel rein, es wird dunkel, stickig und lärmig, und was passiert: nichts.
Durch Santiago durch werden wir von allen Seiten von Bussen, Autos und Lastwagen überholt, sie hupen, lärmen und stinken, dazu kommt noch der kräftige Wind, der einfach nicht aufhören will. Die Pferde nehmens gelassen. Nach Curicó sind es noch 50km bis zum Campo. Abends um halb acht kommen wir an unser Ziel. Die Pferde sind etwas erschöpft aber gesund und munter.
4.12.12 – Erster Ruhetag
Um acht Uhr stehen wir schon wieder auf, damit Rambo mit Cristián Gras holen kann für die Pferde. Während die Pferde fressen, gehen auch wir frühstücken. Camelia ist die einzige, die sich nicht gewohnt ist, angebunden zu sein. Verheddert sie sich mit dem Vorderbein, geht sie rückwärts, bis sie so kurz angebunden ist, dass sie den Kopf nur noch am Boden halten kann. So bleibt sie dann stehen, bis sie jemand befreit. Naja, vielleicht lernt sie es ja noch.
Am Nachmittag reiten wir ohne Sattel zum SAG, um die Transportformulare einzureichen und melden uns gleich bei den Carabineros nebenan. Sie drucken uns noch eine Karte und zeigen uns Senderos, wo wir durchreiten können. Sie sind sehr hilfsbereit und nett.
Wieder zurück packen wir unsere Sachen und gehen an den Fluss. Herrlich, das kalte Wasser bei der Hitze. Wir waschen uns und unsere Kleider. Am Abend werden wir von Teresa und Cristián zu einem superfeinen Asado eingeladen.
5.12.12 – Zweiter Ruhetag
Heute ist relaxen angesagt. Rambo und Annika fahren mit Teresa und Cristián nach Molina um einzukaufen. Ich sollte mit den Pferden auf eine Weide gehen, kann aber leider nicht aus dem Campo raus, weil sie vergessen haben das Tor aufzulassen. So gebe ich den Pferden nur Vitamine.
Als Rambo und Annika zurückkommen, kochen wir uns was zu Mittag und warten. Schliesslich erhalten wir den Schlüssel doch noch und machen uns auf den Weg zur Weide. Die Pferde sind super glücklich und schlagen sich den Bauch voll, morgen werden sie Kraft brauchen für den Start der Tour.
6.12.12
Um 7 Uhr stehen wir auf, um uns von Cristián und Teresa zu verabschieden. Wir packen schon mal alles zusammen, das Zelt, die Taschen und satteln die Pferde. Bevor wir den Macho beladen, dürfen wir bei unseren Gastgebern frühstücken. Plötzlich schauen wir aus dem Fenster und sehen, dass es regnet. So schnell wir können, renne wir zu den Pferden, alles Gepäck steht noch draussen. Nach wenigen Minuten ist alles, inklusive Pferde unter einem Dach. Glück gehabt. Im Internet haben sie ja Regen angesagt, nur wollten wir es nicht glauben. Wieder zurück beim Frühstück gibt’s einen richtigen Wolkenbruch. Eigentlich wollen wir, sobald es aufhört zu regnen, losreiten. Soll nicht so sein, der Regen dauert bis 3 Uhr an. So satteln wir die Pferde wieder ab und genügen uns mit einem Spaziergang auf die Weide, damit die sie fressen können und bleiben eine weitere Nacht auf dem Campo. Zum Glück haben Cristián und Teresa nichts dagegen.
7.12.12
Nun ist es tatsächlich soweit, endlich geht es los. Auch der Himmel ist wieder strahlend blau und es ist heiss. Los geht’s über eine Naturstrasse. Der Weg ist sehr schön. Es fahren wenige Autos und überall ist es grün und die Aussicht ist toll. Zum ersten Mal reiten wir durch Wald. Die Pferde gucken interessiert, da sie das ja nicht kennen. Am Mittag finden wir einen wunderschönen Platz zum essen. Er gleicht einer riesigen Weide mit ein paar Bäumen zum Anbinden und einem Fluss nebenan. Während wir Suppe kochen, kriegen wir noch Besuch von einer Schweinefamilie. Echt süss.
Am Nachmittag geht’s weiter auf der selben Strasse. Nach 22km finden wir einen tollen Platz neben einem Fluss zum Übernachten. Es stehen sogar ein Tisch mit Bänken dort. Auch eine Feuerstelle und Gras für die Pferde fehlen nicht.
Nach Spagetti mit Karotten und Tomatensauce, sowie Pisco Sour zur Vorspeise und Schokobananen zum Nachtisch, gehen wir früh schlafen.
8.12.12
Erst schlafen wir uns mal aus. Zum Frühstück essen wir Rühreier mit Toastbrot und Queso asado.
Am zweiten Tag sind alle etwas müde und wir machen viel Pause. Der Weg bleibt schön bis auf das letzte Stück, welches geteert ist und die Autos sehr schnell fahren. Schliesslich kommen wir auf einen Campingplatz, wo aber keine Leute sind und auch eher unserem ersten Übernachtungspatz gleicht. Zum essen braten wir Kartoffeln, Zwiebeln und Würste.
9.12.12
Wir stellen uns ein auf einen ganzen Tag Carretera (Schnellstrasse). Doch nach enigen Kilometern fragen wir sicherheitshalber nach dem Weg. Don Francisco meint, die Route, die wir geplant hätten, wäre nicht sehr schön. Ausserdem sehr befahren, kurvenreich und mit Pferden gefährlich. So schlägt er uns eine andere Route vor, wo wir mehrheitlich auf Naturstrassen reiten können. Wir und auch die Pferde sind froh über den Tip. Kaum auf der Nebenstrasse sind wir alle entspannter, auch Camelia, die noch bei jedem vorbeifahrenden Auto zusammenzuckt. Am Strassenrand wächst überall leckeres Gras, oft lassen wir die Pferde fressen. Auch Rambo und ich lassen den Zaum nun in der Packtasche und reiten nur noch mit Halfter. Am Mittag hängen wir noch einmal unsere Wäsche auf, die am Abend zuvor nicht mehr trocknen konnte. Es bleibt weiterhin unbewölkt und heiss. Auf dem Weg leisten wir uns zwischendurch eine Cola und essen Pferdecharqui, zum Glück wissen das unsere Tiere nicht.
Die Nacht wollen wir am Rio Lircoy verbringen, schön soll es sein, sagen viele Leute. Wir fragen uns durch, bis wir den Fluss nach 30km endlich erreichen. Ja, schön ist es, nur leider zum campen ungeeignet. Überall sind Steine und dort wo Gras wächst, ist es sumpfig. Erschöpft und auf gut Glück reiten wir weiter. Bald kommen wir an einem Haus vorbei, da fragen wir, ob sie eventuell etwas kennen, wo wir die Nacht verbringen dürfen. Wir haben Glück, die Pferde dürfen auf eine kleine Weide und wir stellen die Zelte neben einem Almacen auf. Don José lässt uns sogar die Dusche benutzen. Wahrscheinlich auch zu seinem Wohl, nach einer Woche Wäsche im Fluss…
10.12.12
Den Vormittag geben wir den Pferden frei, damit sie auch Mal ohne Seil entspannen können. Sie nutzen es auch glatt aus, ausgestreckt liegen sie auf der Weide und lassen sich nicht mal von den vorbeifahrenden Camions stören. Am Nachmittag machen wir uns mit einem weiteren Wegbeschrieb wieder auf den Weg. Es soll ein kurzer Trip werden. Doch wieder einmal erfahren wir, dass man den Distanzbeschrieben der Chilenen keinen Glauben schenken darf, drei Stunden lang wird unser Ziel als „nahe“ beschrieben. Abends um neun, nach 22km schaffen wir es aber. Erst sieht der Platz nicht sehr vielversprechend aus. Nach einer kleinen Erkundungstour merken wir aber, dass wir in einem kleinen Paradies gelandet sind. Völlig abgelegen, auf einer Insel zwischen zwei Flüssen und Gras bis zum geht nicht mehr für die Pferde. Es ist schon dunkel, als wir die Zelte aufstellen und Spagetti mit Tomatensauce und Würstchen kochen.
11.12.12
Bei Tageslicht wirkt der Ort sogar noch schöner und idyllischer. Obwohl wir eigentlich weiter reiten wollten, entscheiden wir doch, einen Tag Pause zu machen. Es wäre schade, so eine Chance nicht auszunutzen.
Die Pferde fressen den ganzen Tag „Filete“ wie wir es nennen und erholen sich. Auch wir nehmens gemütlich, ich fange sogar meine erste Forelle, welche wir zu Sopaipillas (Brotfladen) und einem Empanada mit Ziegenkäse frittieren.
12.12.12
Ein bisschen wehmütig verlassen wir das Paradies und reiten weiter Richtung Linares, wo wir Einkäufe machen wollen. Prompt finden wir ein Campo, wo uns Don Rodrigo erlaubt, die Pferde sicher unterzustellen. Slber hat er Polopferde und einen wunderschönen Hengst. Annika will ihn schon gegen Pipino tauschen, ob er Besitzer wohl einverstanden ist? Diesen lernen wir dann auch kennen, als wir vonLinares zurückkommen. Don Luis, deruns Eintritt ins Fundo verschafft hat, meint wir sollen ihn besuchen kommen, vorher war er incht zu Hause. Wir müssten nur de Weg folgen, nach dem Eukalyptuswald wäre dann sein Chalet. Was denn ein Chalet sei, fragt Annika. Ich beschreibe es ihr als gemütliches, kleines Hlzhaus und erinnere mich an das Chalet meiner Grosseltern in einem Skigebiet im Wallis. Als wir an einem solchen vorbeilaufen, sagen wir schon, ah, da ist es ja. Doch beim Näherkommen, merken wir, dass es nur der Hühnerstall ist. Am Ziel angekommen, stehen wir aus unserer Sicht vor einem Schloss, anstelle eines Chalets. Der Besitzer ist super sympathisch, wir kriegen unser eigenes kleines Haus mit zwei Zimmern und einem Bad. Ob wir denn Autofahren können, in der Garage stehe ein Auto, der Schlüssel stecke, damit wir unsere Sachen holen könnten. Uns bleibt der Mund offen stehen, aber was will man, wir steigen ins Auto und machen eine Spazierfahrt. Die Nacht verbringen wir frisch geduscht in einem gemütlichen Bett, die Pferde auf einer riesigen Weide.
13.12.12
Von einem Paradies ins Nächste, von einem Ruhetag zum Nächsten. Wir können noch immer nicht glauben, wo wir da gelandet sind, nutzen das Bett aber aus, stehen erst Mittags auf und machen einen gemütlichen Tag mit Ausruhen gutem Essen und viel Wein. Wir kommunizieren mit Don Rodrigo und verbringen einen tollen Tag. Auch mit seinen Hunden Lela und Federico haben wir uns angefreundet. Seine Familie ist leider in Santiago beim Polo spielen. Aber auf der Rückfahrt des Abenteuers werden wir auf jeden Fall noch einmal vorbeigehen und auch den Rest kennen lernen. Wir freuen uns schon.
14.12.12
Einmal mehr machen wir uns wieder auf die Reise. Nach dem Weg fragend, warnen uns die Leute schon vor, dass es schwierig sei, den Fluss Rio Archibueno zu durchqueren, es würden alles Privatgrundstücke angrenzen. Trotzdem reiten wir unbeirrt weiter und versuchen unser Glück. Tatschlich stehen wir urplötzlich vor einem Tor. Gleich danach ist aber ein Haus. Wir fragen die Leute, ob wir hier zum Fluss durchkommen würden. Ja, sie geben uns Bewillligung, können abe nichts garantieren, für die andere Flussseite. Der Fluss sei nicht tief zum Durchqueren. Tja, nach dem Kanal haben wir nicht gefragt. Das Wasser kommt den Pferden bis unter den Sattel, unsere Füsse und Beine sind nass, zum Glück bleibt das Gepäck trocken. Die Pferde machen ihre Sache super. Der Fluss ist tatsächlich nicht tief, die Steine sind aber sehr rutschig. Alles geht gut. Müde essen wir nach der schwierigen Flussdurchquerung erst mal zu Mittag. Zum Glück kriegen wir auch hier Erlaubnis zum Weiterreiten. Zum Übernachten dürfen wir die Zelte wieder auf einem Privatgrundstück aufschlagen. Auch hier werden wir mit der chilenischen Herzlichkeit empfangen. Für die Pferde gibt es Gras zur Genüge. Neben den Zelten machen wir ein kleines Asado.
15.12.12
Der heutige Tag verläuft eigentlich ohne spezielle Zwischenfälle. Schön ist aber, dass wir gleich beim ersten Haus, wo wir fragen, bleiben dürfen. Ohne direkt zu fragen, meint Don Alejandro gleich, wir sollten doch bleiben. Die Pferde kriegen wieder eine Weide, die sie sich allerdings mit einer anderen Stute teilen müssen. Camelia verteidigt ihre Herde wehement, damit sie sich ja nicht zu Nahe an ihre Kumpanen heranwagt.
16.12.12
Die Pferde schlafen noch, als wir sie von der Weide holen. Sie sind auch noch müde, als wir schon unterwegs sind. Camelia scheint ein bisschen Muskelkater zu haben, sind die Muskeln aber warm, läuft sie normal. Sogar sie hat sich mitlerweile beruhigt und erschreckt nicht mal mehr wegen einem Lastwagen. Sehr zum Widerwillen Annikas, nennen Rambo und ich Pipino nur noch „Vaca“ (Kuh), denn er frisst einfach alles und ohne Unterbruch. Auch heute haben wir ein tolles Erlebnis. Dösend reiten wir der Strasse entlang, plötzlich springt eine Frau aus einer Ausfahrt hervor und schreit „chiquillas! Coca Cola!“ Das war echt der Hammer. Wir wollen eigentlich nur ein Glas Cola trinken zur Erfrischung, sie ist aber so herzlich und lässt uns gar nicht mehr gehen. Nun ja, nun sitzen wir noch immer da und sie bereitet uns Empanadas zu. Die Pferde laufen frei mit den Hühnern und Hunden ums Haus. Mitlerweile haben sich auch noch Freunde und Familie dazugesellt. Soll es morgen weiter gehen…
17.12.12
Mit ofenfrischem Brot und Mais für die Pferde machen wir uns wieder startklar. Bereits auf der Strasse, rennt uns der Sohn von Señora Margarita hinterher und gibt uns noch eine Coca Cola mit, schliesslich haben wir uns so kennengelernt. Wieder sind wir um eine schöne Erfahrung reicher. Der Weg ist lang, um uns vor dem angekündeten Regen zu schützen, der die nächsten drei Tage angesagt ist, wollen wir uns eine Cabaña mieten und hoffen, auch eine Weide für die Pferde zu finden. Die Strasse führt hinauf Richtung Cordillera. Immer wider kommen uns Lastwagen voll beladen mit Pinienbaumstämmen entgegen. Langsam wundere ich mich, wieso es immer noch so viel Wald gibt. Am Wegrand sehen wir ein Schild, welches uns in zehn Minuten Entfehrnung Pommes frites und Hot Dog verspricht. So entscheiden wir, uns was Gutes zu leisten und einzukehren. Aus den zehn Minuten werden eineinhalb Stunden und wir sehen ein weiteres Schild, 2 km. Ok, das geht ja noch. Nach fünf km stehen wir schliesslich tatsächlich davor, geschlossen. Schade. So packen wir wieder mal unseren Campingkocher aus und kochen uns leckere Teigwaren mit Sauce. Am Abend erreichen wir die erhofften Cabañas. Der Himmel ist schon bewölkt und es wird kalt. Wir kriegen ein tolles Häuschen und die Pferde eine Weide. Müde schlafen wir im kuschligen Bett ein.
18.12.12
Tatsächlich, es regnet. Und zwar nicht nur ein bisschen, viel heftiger als von uns erwartet. Obwohl wir uns bei Regen nicht aus dem Bett bewegen wollen, steht Rambo auf, um mit Don Misaldo, Besitzer des „El Millico“, Heu für die Pferde kaufen zu gehen, da sie auf der Weide nicht viel zu fressen haben. Annika besucht die Pferde und teit mir mit, dass sie ganz entsetzlich frieren. Auf der Weide haben sie keinen Windschutz und suchen pitschnass nach restlichem Gras. Als ich mich auf den Weg mache, um zu fragen, ob wir die Waschmaschiene benutzen dürfen, sehe ich, dass die Jungs noch nicht mal auf dem Weg sind, Heu zu kaufen. Anscheinend müssen sie noch auf jemanden warten. Also sage ich ihnen, dass wir die Pferde von der Weide holen und beim Nachbarn fragen, ob wir sie unterstellen können. Wir müssen für die Weide auch bezahlen, dies lohnt sich aber nicht, wenn de armen Tiere frieren und hungern müssen. Ein Freund der Familie ist gerade zu Besuch und hört unser Dilemma. Er bietet kurzerhand an, die Pferde auf seine Weide zu bringen, zusammen mit seinen Kühen. Das Angebot nehmen wir dankbar an und bringen den Pferden auch noch Kraftfutter mit, damit sie sich erholen können. Sie frieren noch immer, aber nun können sie sich zwischen den Bäumen verstecken und haben auch genug zu Fressen. Camelia hat noch immer Muskelkater an den Hinterbeinen, das kalteWetter hilft nicht gerade.
19.12.12
Für heute haben wir ein Asado bestellt, eine halbe Ziege. Don Misaldo bietet an, es für uns vorzubereiten. Draussen unter einem Dach geniessen wir das leckere Fleisch und horchen dem stürmischen Regen, der einfach nicht aufhören will. Zwischendurch fallen sogar Hagelkörner und wir ind froh, einen tollen Platz wie das „Millico“ gefunden zu haben. Den Tag schliessen wir mit Wein trinken und Witze erzählen ab.
20.12.12
Am Morgen zeigen sich zum ersten Mal wieder ein paar Sonnenstrahlen. Wir entscheiden, unser Glück beim Fischen zu versuchen, schliesslich soll es hier leckere Lachse geben. Don Nestor und sein Hund Guardian begleiten uns. Doch wieder einmal ist uns das Glück beim Fischen nicht hold und als es nach einiger Zeit wieder zu regnen beginnt, machen wir uns auf den Rückweg. Die Pferde fühlen sich sichtlich wohl und auch Camelia hat sich Dank der paar Tage Ruhe wieder völlig erholt.
21.12.12
Der Regen hat vollkommen aufgehört und es ist Zeit, weiterzureiten. Wir verabschieden uns und machen uns auf den Weg zu einer Deutschen, die Kuchen vekaufen soll. Das können wir uns nicht entgehen lassen. Später als erwartet, kommen wir dort an. Da wir gehört haben, sie habe auch Cabañas und eventuell auch ein Feld für die Pferde, entscheiden wir, dort zu übernachten. Wir wollen die Pferde nach der Erholung nicht überanstrengen und 20km pro Tag reichen ja auch. Christina erzählt uns, dass sie leider von ihrem alten Ort weg musste, da der Besitzer das Grundstück selber nutzen will. Nun haben sie ein Haus an der Strasse gemietet. Das Grundstück, wo die Cabañas später entstehen sollen, haben sie schon gekauft, muss aber noch komplett aufgebaut werden. Wir haben aber Glück, genau heute hat sie begonnen, Kuchen zu backen und wir kaufen eine Engadiner Nusstorte. Hinter dem Haus stellt sie uns eine kleine Weide zur Verfügung und wir dürfen auch dort campen. Gras hat es keines, deshalb kaufen wir einen Heuballen. Erst fressen die Pferde gar nichts, aber schliesslich kann es nicht jeden Tag nur „Filete“ geben. Dafür essen wir umso besse, Don Gonzalo bringt uns in ein nahegelegenes Restaurant, wo wir Hühnchen mit Pommes frites bestellen.
22.12.12
Einmal mehr suchen wir einen Platz, um uns vor dem Regen zu verstecken, es sind wieder drei Tage angesagt. Christina und Gonzalo telefonieren extra für uns nach Catillo, damit wir auch eine günstige Übernachtungsgelegenheit finden. Bevor wir aber losreiten, bietet uns ein Freund der Familie, Don Guido an, die Pferde noch ein- zwei Stunden auf seine Weide zu stellen, damit sie mit gefülltem Magen loslegen können. So machen wir es denn auch. Nach etwa 14km erreichen wir Catillo und finden sofort unsere Pension „Buen Amigo“. Ein Nachbar stellt uns seine Weide hinter dem Haus zur Verfügung. Wieder einmal sind die Pferde im Paradies gelalndet. Es gibt so viel Gras, dass sie sich den Bauch richtig vollschlagen können. Camelia frisst sogar weiter, während sie flach am Boden liegt. Was für ein Leben!
23.12.12
Eigentlich sollte es regnen. Doch der Himmel ist immer noch strahlend blau. So nutzen wir die Gelegenheit und suchen einen Hufschmied für Camelia. Wir fragen ein paar Leute und schon finden wir einen jungen Burschen, der allerdings noch schläft. Für uns steht er aber auf und klärt sich bereit, zusammen mit seinem Bruder zu Beschlagen. So hole ich Camelia und sage ihm auch, dass sie nicht ganz einfach sei. Gabriel und Matthias sind aber sehr ruhig und haben Verständnis für die etwas hibbelige Camelia und nehmens auch gelassen, wenn sie ihnen den Huf entreisst. Insgesamt benimmt sie sich aber sehr gut und wir sind frisch beschuht wieder bereit für die Weiterreise.
24.12.12
Weihnachten und es regnet. Wir fahren mit dem Bus nach Parral um Einkäufe zu machen. Macho kriegt eine Gamasche für den linken Vorderfuss, weil er mit dem Rechten immer dran schlägt und sich die Haut aufreisst. Feiern tun wir nicht gross, trinken einen Wein, sitzen am wärmenden Feuer.
25.12.12
Wieder gestärkt verlassen wir Catillo und reiten weiter Richtung San Fabian. Die Landschaft bleibt schön und überall sind grüne Weiden mit dicken Pferden. Nach 18km kommen wir zu einem Touristendorf Villa Baviera, einer deutschen Kolonie, die seit 2007 für Touristen öffentlich zugänglich ist. Da noch Feiertag ist, sind die Pforten aber geschlossen. Es ist aber eine Nummer angegeben, wo man anrufen kann. Das machen wir dann auch und kriegen die Info, dass der Weg nach San Fabian vorher abzweigt, zu einem Fluss, den wir überqueren müssen. Nur leider habe der letzte Regen die Brücke weggerissen und das Wasser sei zu hoch, um ihn mit den Pferden zu überqueren. Wir müssten mindestens zwei Tage warten, bis der Wasserspiegel sinkt. Wir schauen uns das Ganze an, und müssen zugeben, dass er Recht gehabt hat. Schade können wir die Pferde nicht mit der Fähre rüberschiffen. Aber es ist alles halb so wild, zum Übernachten ist es schön und wir finden sogar eine Grillstelle. Jemand meint auch, dass sie in der Villa Baviera eine Brücke hätten. Naja, das nehmen wir uns für den nächsten Tag vor.
26.12.12
Der Wasserspiegel ist um einiges gesunken, doch scheint er uns immer noch ziemlich hoch, um den Fluss zu überqueren. Also gehen wir zurück zur Villa Baviera, um zu fragen, ob sie uns durchlassen. Unterwegs treffen wir Doris, eine Einwohnerin des Dorfes. Sie meint, das sie keine Brücke hätten, wir könnten aber bei ihnen übernachten, auch für die Pferde würde sich was finden. Sie muss aber erst in die Stadt, um Einkäufe zu machen. Wir reiten schon mal Richtung Dorf.
Beim Eingang weisen sie uns zurück, wir dürfen rein, müssen aber Eintritt bezahlen. Dem aber nicht genug, wenn wir übernachten wollen, dann nur im Hotel und die Pferde kosten zusätzlich. Bei unserem Budget ist das nicht möglich, so entscheiden wir, doch an unseren ursprünglichen Platz zurückzukehren. In der Nähe gibt es aber ganz viel Gras für die Pferde und wir lassen sie eine Weile fressen. Annika und ich wundern uns aber trotzdem, wie es dort drin aussieht. Also bezahlen wir den Eintritt doch und wollen auch gleich ein paar Einkäufe machen, während Rambo auf die Pferde aufpasst. Im Laden angekommen ist alles völlig überteuert. Wir kaufen nur ein Stück Fleisch, damit wir am Abend was grillen können. Alle Leute die uns sehen grüssen uns freundlich und wir sprechen auch mit ein paar Einwohnern. Auf Deutsch, natürlich. Bevor wir wieder zurück gehen, wollen wir noch ein Bier trinken, wenn wir schon mal da sind. Aus Neugier studieren wir auch die Speisekarte. Leisten können wir uns natürlich nichts. Trotzdem läuft uns das Wasser im Mund zusammen und Annika meint, wieso uns denn niemand einladen will. Wir lachen darüber und trinken unser Bier. Plötzlich kommt eine Frau an den Tisch und fragt uns, wie es uns denn gehe und ob alles ok wäre. Sie sei die Eventmanagerin und was wir denn essen würden. Wir sagen, dass wir leider kein Geld mehr haben, sie insistierte aber und meint was wir denn essen würden, wenn wir denn täten. Wir gucken uns nur schräg an und sie sagt, sie würde uns einladen, ob enn Pommes mit einem Burger undeinem Sala in Ordnung wären. Einmal mehr verschlägt es uns die Sprache. Kurz darauf schlagen wir uns den Bauch voll und denken natürlich an den armen Rambo, der bei den Pferden geblieben ist. Wieder bei ihm, trauen wr uns gar nicht, ihm davon zu erzählen und essen schön brav mit beim Asado.
27.12.12
Heute ist der grosse Tag der Flussüberquerung. Das Wasser ist weiter abgesunken und wir wollen es wagen. Bis in die Flussmitte steht noch die Hälfte der Brücke. Beruga will erst nicht rüber, weil er sich an einem Stein erschrocken hat. So gehe ich mit Camelia vor, sie ist ganz tapfer. Danach kommt Rambo mit Beruga, Macho will noch nicht, also folgt Annika mit Pipino. Auch als alle anderen drüben sind, hat Macho noch Angst. Wir nehmen das Gepäck ab und Rambo führt ihn an seiner Seite, so hat er genug Vertrauen und folgt brav. Das Gepäck müssen wir neu beladen. Nun kommt der schwierigste Teil, durch den Fluss. Aber auch das meistern die Pferde ohne Probleme. Weiter geht es über Felder und einen riesigen Wald, wo wir noch immer nicht rausgefunden habe. Irgendwo mittendrin haben wir aber eine natürliche Weide entdeckt. Unglaublich! Wäre ich nicht selber dabei, würde ich es nicht glauben, ist so viel Glück noch normal? Wir mussten nur drei Orten zu machen, der Rest ist von Dornen umringt und die Pferde können nicht weg. Toll. Dann mal schauen, ob wir morgen wieder aus dem Wald rausfinden, Kompasnadel einfach Richtung Süden…
28.12.12
Etwa drei weitere Stunden reiten wir durch den Wald. Abzweigungen gibt es viele, nur, welche ist die Richtige? Wir reiten einfach der Nase nach. Plötzlich hört der Wald auf und wir reiten durch abgeholzte Felder, bis wir an einen Aussichtspunkt gelangen, von welchem aus wir San Fabian sehen können. Alle sind erleichtert, dass die Richtung wenigstens nicht ganz falsch war. So suchen wir noch einen Weg ins Tal runter und laufen Richtung Dorf. Da wir durch privates Gelände geritten sind, kommen wir an einen Zaun, der eigentlich den Eintritt versperren soll. Bei den Arbeitern fragen wir um Erlaubnis, um durchreiten zu dürfen.
Da wir schon mal drin sind, können sie uns wohl kaum verweigern, das Grundstück zu verlassen. Erstaunt sind sie trotzdem, wie wir denn überhaupt hierher gekommen seien. Wahrheitsgemäss antworten wir, dass wir keine Ahnung hätten. Kopfschüttelnd sperrt er uns das Tor auf. Endlich in San Fabian angekommen, gönnen wir uns zum Mittagessen frisch gebackene Empanadas. Unser Ziel ist, noch weiter Richtung Cordillera zu reiten, um einen Übernachtungsplatz zu finden. Als wir stoppen um ein paar Sachen einzukaufen, sehen wir, dass die Eisen von Beruga schon entzwei geteilt sind und er unbedingt beschlagen werden muss. Schnell ist auch hier jemanden gefunden und wir machen bekanntschaft mit dem überaus sympatischen Don Jaime, der uns sofort anbietet, auf seiner Weide zu übernachten. Da durch das Beschlagen doch auch einige Zeit vergangen ist, nehmen wir das Angebot dankend an und kaufen für die Pferde zusätzlich einen Ballen Alfalfa.
29.12.12
Nun geht es also los in die Bergen. Die Gegend ist super schön, allerdings überholen uns immer wieder Autos, von Leuten die Neujahr auf dem Land verbringen wollen. Weiterhin ist es sehr heiss und wir sind froh, endlich bei Don Manuel, den uns Don Jaime vorgeschlagen hat, angekommen zu sein. Die Pferde lassen wir frei rumlaufen, damit sie Gras fressen können, bis es dunkel wird. Danach sperren wir sie in einen Corral für die Nacht.
30.12.12
Der selben Strasse folgend reiten wir weiter Richtung Berge. Um dorthin zu gelangen, wo wir wollen, müssen wir auch einen Fluss durchqueren. Das Wasser reicht den Pferden wieder bis zum Bauch. Mittlerweile sind sie es sich aber gewohnt. Da über diesen Fluss keine Brücke führt, können wir den Weg ganz autofrei geniessen. Die Landschaft ist toll, was nervt sind die riesigen schwarzen Bremsen, die uns um den Kopf schwirren. In Roble fragen wir die Polizei, wie wir weiterreiten müssen. Diese sind aber neu dort angekommen und haben noch keine Ahnung. So reiten wir weiter ins Dorf und fragen die Einheimischen. Schlechte Nachrichten, sie sind sich einig, dass es zwar Pfade gibt über die Cordillera zu den Thermen von Chillán, es aber gefährlich sei, da es zu viel Schnee habe. Enttäuscht und etwas ratlos stehen wir nun da.
Da kommen drei schräge Typen angeritten, die uns einladen, Neujahr mit ihnen zu verbringen. Logisch sind wir erst etwas misstrauisch, andererseits haben wir grad nichts anderes zu tun, da unser Vorhaben wohl nicht möglich ist. Also schliessen wir uns ihnen an. Ihr Mula haben sie mit einem Akordeon, einem Generator und Alkohol beladen. Das sind doch schon mal gute Voraussetzungen. Als wir uns auf den Weg zu ihrem Haus machen, fällt der eine vom Pferd, da er bereits betrunken ist und vergessen hat, den Sattelgurt festzuziehen. Kann ja heiter werden. Nach einer halben Stunde bergaufreiten, lernen wir schliesslich ihr Zuhause und die Eltern kennen. Sie haben nicht zu viel versprochen, wir werden herzlich empfangen und der Ort ist wunderschön und idyllisch, wie in einem Märchen. Obwohl wir müde sind tanzen wir bis spät in die Nacht zu Gitarre, Akordeon und Gesang.
31.12.12
Noch im Zelt, ruft Pollo, der Neffe des Hausbesitzers aus Santiago und derselbe, der uns aufgegabelt hat, nach Rambo und lädt ihn zum Frühstück für die „Männchen“ ein. Dieses Frühstück besteht aus Wein mit getostetem Mehl, wie ich später erfahre. Da haben Annika und ich ja nichts verpasst. Später gehen wir fischen. Annika fängt ihren ersten Fisch, noch dazu den Grössten. Gesamt tragen wir vier Fische nach Hause, welche wir am Nachmittag genüsslich essen. Es werden drei Ziegen geschlachtet und in der Nacht essen wir leckeres Asado. Rambo muss sich am Nachmittag hinlegen, ihm geht es nicht so gut, war wohl doch zu viel Wein… So verbringen wir Neujahr in netter Gesellschaft, tanzend, singend, lanchend, essend, trinkend und und und. Das ist wohl das speziellste Neujahr, das ich je erlebt habe. Irgendwo im Nirgendwo, völlig abgelegen, nur mit Pferden zu erreichen, ohne Signal, Strom (abgesehen vom Generator) und Warmwasser.
01.01.13
An diesem Morgen stehen alle etwas später auf. Doch egal welche Uhrzeit, die „Männchen“ lassen sich ihr Frühstück nicht entgehen. So feiern also richtige Chilenen, beginnen den Tag mit Wein und beenden ihn auch so. Es wird ein weiteres Schaf geschlachtet und wir essen wohl eines unserer leckersten Asados. Leider passiert beim Einfangen des Schafes noch einen Unfall. Aus Heiterkeit und Betrunkenheit hat jemand die Idee, mit dem Lasso an Stelle des Schafes einen der Jungs, der schon bereit zum Nachhausereiten auf dem Maultier sitzt, einzufangen. Dieser fällt aber durch den Zug vom Lasso und wohl wegen des Alkoholpegels von seinem Mula und renkt sich seinen Ellenbogen aus. Die Frau von Don Rigo (des Besitzers) kommt schnell zu Hilfe und renkt das Ganze mit dreimal lautem Knacken wieder ein. Obwohl sie das scheinbar zum ersten mal gemacht hat, sieht es sehr professionel aus. Mir bleibt ein flaues Gefühl im Magen zurück, doch das ist wohl nichts gegen die Schmerzen, die der Gestürzte empfindet. Da hat der Alkohol im Blut vielleicht auch sein Gutes. Ansonsten verläuft der Tag nicht viel anders als die Vorhergehenden.
02.01.13
Nachdem wir einige Meinungen über unsere Route eingeholt haben, beschliessen wir uns für „Sicherheit geht vor“ und den Umweg zurück nach San Fabian und dann Richtung Süden zu reiten. Bestimmt wäre es sehr schön hinter dem Vulkan Chillán durchzureiten und es würde uns auch Jemand begleiten. Doch sind sie sich alle einig, dass der Abhang nach Aguas Calientes mit Schnee doch gefährlich sein kann und die Pferde und auch wir abstürzen könnten. Das wollen wir nicht riskieren. Nach dem Mittagessen und frischen Brot im Gepäck verabschieden wir uns von unseren neuen Freunden und machen uns auf die Rückkehr. Wer weiss, vielleicht kommen wir ja nächstes Jahr zurück und holen diesen Teil noch nach.
03.01.13
Obwohl wir die Strecke schon kennen, geniessen wir die Stille und Abgeschiedenheit. Zurück in San Fabian rufen wir unseren Freund Don Jaime an und bitten ihn ein weiteres Mal um Unterkunft. Auch diesmal ist es kein Problem. Leider aber müssen wir eingestehen, dass der Rücken von Beruga angeschwollen ist und der Sattel an dieser Stelle scheuert. Wir sind uns einig, dass er so nicht weiter geritten werden sollte. Da Rambo ihn am Ende der Reise sowieso verkaufen wollte, entschliesst er sich, ihn gegen ein anderes Pferd einzutauschen, damit der Wallach die nötige Ruhe kriegen kann. Dank Don Jaime ist schnell ein Ersatz gefunden. Beruga verlässt uns hier also, neu zu der Truppe kommt der vierjährige, sehr brave Aguilucho. Wir wünschen Beruga gute Besserung, eine schöne Zukunft und danke, dass er alles so toll mitgemacht hat!
04.01.13
Wieder einmal reiten wir von San Fabian weg, diesmal aber Richtung Coihueco, Richtung Süden. Rambo freundet sich schnell mit seinem Pferd an. Der Tag ist bewölkt und deshalb nicht so unangenehm heiss. Übernachten wollen wir im Dorf Viñita. Doch obwohl rundherum nichts anderes zu sehen ist als Weiden, will niemand einen Platz für uns oder unsere Pferde haben. Alle schicken uns weiter zu irgendeiner Person. Als sie auch beim letzten Haus keinen Ort zur Verfügung stellen wollen, sage ich, dass wir halt auf der Strasse übernachten werden. Wären nicht überall Zäune, wäre dies ja auch überhaupt kein Problem gewesen. Doch plötzlich ändert sich die Ansicht von Don Jesús und er meint, er hätte ja eigentlich schon einen Platz und ja, eigentlich auch einen Koral, damit die Pferde nicht angebunden sein müssten und schliesslich verkauft er uns noch einen Ballen Alfalfa. Wir sind etwas erstaunt über die plötzliche Wandlung. Er erklärt uns das Verhalten der Leute indem, dass sie hier keine Frendem gewohnt sind und ihnen somit mit Misstrauen entgegentreten. Als er erfahren hat, dass wir schon im ganzen Dorf gefragt haben, hat er wohl gemerkt, dass es keine andere Möglichkeit gibt. Schnell hat er auch Vertrauen zu uns gefasst, wir dürfen sogar unsere Handys laden. Lange reden wir noch mit ihm.
05.01.14
Heute lädt uns der Sohn von Don Jesús sogar zum Frühstück ein. Gestärkt machen wir uns auf den Weg nach Coihueco. Wieder knallt die Sonne in ihrer vollen Stärke und der Weg ist hart und staubig. Als uns in Coihueco also jemand den Tip gibt, einen Umweg zu einem Stausee zu machen, wo wir baden können, sind wir von der Idee begeistert. Dort angekommen, sehen wir, dass es sich auf jeden Fall gelohnt hat. Wir finden sogar eine Weide für unsere Pferde. Die müssen sie sich jedoch mit zwei Fremden teilen. Diese sind nicht sehr begeistert vom unerwarteten Besuch und jagen unsere vier in eine Ecke.
So ist es doch besser, wir holen die Tiere wieder zu uns und lassen sie angebunden. Dafür baden wir sie im Stausee. Bis zum Hals sind sie im Wasser. Herrlich, nach der Hitze freuen sie sich richtig über das Bad und lassen sich geduldig von uns die Schweife waschen. Nach dem kühlen Nass wälzen sie sich natrürlich ergiebig im Dreck. Was solls, hauptsache sie fühlen sich wohl. Nach den Pferden baden wir auch uns. Uns beschleicht ein wohliges Gefühl von Sauberkeit. Erschöpft gehen wir schliesslich schlafen, am nächsten Tag wollen wir früh aufstehen, um der Hitze zu entgehen. Doch die Ruhe dauert nicht lange an, um Mitternacht beginnt die Party und wir werden durch Motorengeräusch, lauter Musik und Gejohle jäh aus dem Schlaf gerissen. Die Jugendlichen halten tatsächlich bis morgens um sechs durch. Immerhin schlafen wir noch eine Stunde…
06.01.13
Müde und ausgelaugt wollen wir nach Pinto reiten, um einen Pausetag einzulegen. Obwohl es nicht weit ist, kommen wir kaum voran. Die Hitze und die durchwachte Nacht geben uns den Rest. Als unterwegs der Gemüsewagen vorbeifährt, kauft uns Rambo Früchte für unterwegs und wir lassen die Pferde am Eingang zu einem Mais- und Haferfeld etwas Gras fressen. Als wir bereits weiter wollen, verfängt sich das Seil von Camelia hinter ihrem Steigbügel. Da man nie genau weiss, was in ihrem Kopf vor sich geht, erschreckt sie sich dermassen, dass sie sich losreisst und davon rennt. In meinem Kopf purzeln schon die Gedanken, für den Schaden aufkommen zu müssen. Zum Glück erspart sie mir dies aber, indem sie urplötzlich nach rechts wendet und über oder durch (dies lässt sich nicht ganz nachvollziehen) eine Dornenhecke springt, auf die Strasse. Sofort renne ich raus, um ihr den Weg abzuschneiden. Trotz der Geschwindigkeit von 28 km/h, wie uns das GPS später zeigt, entscheidet sie, doch wieder zurück zu uns zu kommen und rennt voll in mich rein. Oder war es umgekehrt? Naja, auf jeden Fall wie das so ist wenn 300kg auf 60kg (vielleicht auch beide etwas mehr) treffen, verliert der Leichtere und es schleudert mich seitwärts in einen 1.50m tiefen Wassergraben. Zum Glück war kein Wasser drin, so bin ich nur schmutzig und nicht noch nass. Camelia, wohl gemerkt, dass irgendwas nicht in Ordnung ist, hält an und zupft ruhig an Grashalmen rum. So klettere ich aus dem Graben raus und bin überglücklich sie zu sehen, auf eine stundenlange Verfolgungsjagt hätte ich wirklich keine Lust gehabt. Zu guter Letzt finden wir einen Kilometer vor Pinto einen super Platz zum Übernachten und ausruhen. Die Pferde haben eine riesige Weide, viel Gras und wir einen Garten mit Tisch und Stühle. Auch das Bad und Dusche dürfen wir benutzen. Wir freunden uns auch mit dem Gastgeber Don Patricio an.
07.01.13
Wie das an unseren Ruhetagen so ist, fahren wir in die Stadt um einzukaufen und den Blog zu aktualisieren. Am Abend wollen wir Don Patricio zu einem leckeren Wein einladen. Einen Schrecken jagt uns ein kleiner Skorpion ein, der uns beim Packen aus unserem Koffer entgegen krabbelt. Hoch giftig sollen sie ja nicht sein, trotzdem möchte ich nicht gestochen werden. Zum Glück kommen wir mit dem Schrecken davon…
08.01.13
Nach dem Ruhetag sind wir gewappnet für einen Tag lang Strasse. Wir kaufen noch Hafer für die Pferde, um für die Cordillera gewappnet zu sein. Da dies nun zu viel Gewicht ist für den Macho, beladen wir Pipino auch noch und Annika läuft die ganze Strecke. Die Pferde gewöhnen sich schnell an den Verkehr und es ist nicht allzu heiss. So kommen wir gut vorwärts. Zu Mittag dürfen wir auf einem privaten Grundstück essen, dann nah an der Strasse ist es ungemütlich und ausweichen kann man nicht, da überall Zäune sind. Es gibt Schatten und etwas Gras für die Pferde, leider aber auch einen älteren Herr, der uns die ganze Zeit vollquatscht. Am Abend finden wir einen billigen Campingplatz, wo wir die Pferde sogar frei laufen lassen können bis wir schlafen gehen. Vorher nutzen wir aber noch den Pool und grillen ein Ziegenbein. In der Nacht binden wir sie am langen Seil an. Leider schlafen wir wieder mal schlecht, da Partys auf Campingplätzen üblich zu sein scheinen. Zudem höre ich morgens um drei ein Kettenrasseln. Wenn es kein Geist ist, ist es wohl Aguilucho, der um die Schaukel rum läuft. Ich stehe auf, um zu schauen, dass er sich nicht mit dem Seil verheddert. Als ich ankomme, ist er nicht nur verwickelt, sondern es macht den Anschein, also hätte er nachts klammheimlich schaukeln wollen. Schliesslich ist er noch ein Kind, nur leider ist die Schaukel für Menschen gemacht und nicht für Pferde. So hat er zwar ein Vorderbein drübergehoben, die Schaukel war aber so hoch, dass er stecken blieb und weder weiter vor noch zurück kann. So befreie ich ihn aus der misslichen Lage und er geht wieder genüsslich Gras fressen.
09.01.13
Noch völlig verschlafen schaue ich aus dem Zelt. Wie immer habe ich die Camelia so angebunden, dass ich sie sofort sehen kann. Auch sie hat sich in eine missliche Lage gebracht, ich weiss allerdings nicht genau wann. Wahrscheinlich hat sie sich wieder mal erschreckt, weil das Seil ihre Hinterbeine berührt hat. Auf jeden Fall hat sie so viel Kraft investiert, dass das Seil irgendwie zwischen Eisen und Huf stecken geblieben ist und sie nicht einmal mehr den Kopf heben konnte. Wir müssen das Seil durchschneiden, um es unter dem Eisen hervorholen zu können. Wir starten etwas später als geplant, da wir alle noch müde sind. Dafür reiten wir heute nicht so weit. Die Hitze ist wieder einmal unerträglich und wir kommen nur langsam voran. Übernachten dürfen wir bei Bekannten von Don Patricio. Sie haben ein riesigen Grundstück mit Pferden, Schweinen und Hühnern. Unsere Pferde verbringen die Nacht frei. Wir nutzen die Hitze und gehen uns im nahegelegenen Fluss baden und waschen alle Kleider.
10.01.13
Heute wollen wir bis zum Eingang vom Nationalpark reiten. Weiterhin werden wir von der Sonne verbrannt, es ist richtig unangenehm. Schatten gibt es nur wenig. So duschen wir die Pferde mit unseren Thermoskannen, als wir zu einem Bach kommen. Sie sind richtig froh. Angekommen beim Eingang, begrüsst uns Don Richard. Obwohl es auch ein Camping ist, lässt er uns gratis in seinem Garten übernachten. Die Pferde kriegen ausserdem eine Weide und zusätzlich einen Ballen Alfalfa.
11.01.13
Nun sind wir definitiv in der Cordillera. Wir folgen dem Pfad zu den Thermen von Peuco, welcher schattiger sein soll. Wir reiten um neun Uhr los, da die Strecke lang ist. Der Weg ist genau nach unserem Geschmack, weich für die Pferde, tolle Landschaft, viel Schatten und immer wieder saftige Grasbüschel. Wir sind sehr zufrieden und geniessen den Tag. Es ist allerdings auch anstrengend, da wir über einen Berg reiten müssen. Wir machen fast tausend Höhenmeter auf sehr kurzer Strecke. Damit es nicht allzu streng ist für die Pferde, laufen wir.
Oben angekommen geht es wieder steil runter und zum Teil ist es sehr rutschig. Zwei Stunden vor Ankunft, kommt uns der Wächter von den Thermen entgegen, um uns abzuholen. Wir sind müde und hoffen, dass es nicht mehr allzuweit ist. Weit ist es nicht mehr, wie wir feststellen aber unglaublich schwierig. So meistern wir wieder mal einen Teil,den ich als unmöglich empfunden hätte, mit Pferden zu passieren. Es geht steil bergab auf puren Steinen. Wir müssen sogar den Macho abladen und absatteln. Weiter vorne hat er schon mal Glück gehabt. Samt Gepäck hat es ihn eingeklemmt, zwischen einem Stein und einem Fels. Unser Macho ist aber sehr intelligent und ist einfach gesprungen, bis er wieder frei war. Auch diesen schwierigen Abstieg schaffen wir. Vor kurzem hat sich dort ein Pferd das Bein gebrochen. Umso glücklicher sind wir, heil unten angekommen zu sein. Einfach unglaublich unsere Pferde! In der Nacht lassen wir sie frei und legen uns in die Thermen. Weit gehen die Pferde nicht, es dauert nicht lange und sie stehen schon wieder bei unserem Zelt, gibt da wohl mehr Gras. So müssen wir sie wieder wegjagen, schliesslich ist dies ein Campingplatz.
12.01.13
Als ich am Morgen den Kopf aus dem Zelt strecke, stehen die Pferde schon wieder daneben. Tja, wenn sie sich mal was in den Kopf gesetzt haben, dann ziehen sie es auch durch. Zum Glück stört sich der Wächter nicht allzu sehr daran und wir dürfen die Pferde schlussendlich stehen lassen. Obwohl wir hier eigentlich einen Tag Pause machen wollten und das warme Wasser geniessen, entscheide wir, weiter zu reiten, da es einfach zu wenig Futter für unsere Tiere gibt. Am späten Nachmittag machen wir uns dann erst auf den Weg um einen geeigneten Platz zum Übernachten zu suchen. Wohin wir reiten wollen, wissen wir nur ungefähr, denn irgendwann wollen wir wieder ins Tal runter, doch wissen wir noch nicht ganz, welcher Weg möglich ist, wo man durchkommt und wo es zu gefährlich ist.
Die Hitze ist noch immer unerträglich und es fliegen uns hunderte Bremsen um den Kopf. Zum Glück finden wir endlich einen geeigneten Platz für die Pferde und uns. Es gibt Wasser, Gras und eine Grillstelle. Mehr brauchen wir nicht. Aguilucho und Macho binden wir zur Sicherheit an. Pipino und Camelia bleiben frei. Ich möchte in Zukunft sowieso verhindern, die Camelia am langen Seil anzubinden, sie gewöhnt sich einfach nicht dran und hat sich schon ein paarmal die Fesseln blutig gescheuert. Am sichersten für sie ist, ohne Sattel und ohne Halfter rumzulaufen, so erschrickt sie sich nicht. Weglaufen tut sie nicht und lässt sich auch immer ganz brav einfangen. Rambo geht noch fischen in den Fluss Polcura. Wir sparen die fünf Fische aber für den nächsten Tag auf, sind müde und gehen früh schlafen.
13.01.13
Heute ist Ruhetag für die Pferde. Nach Fisch zum Frühstück gehen wir gleich wieder an den Fluss um weiter unser Glück zu versuchen. Rambo fängt wieder vier Fische und ich einen. Immerhin. Dafür verbrenne ich mir die Beine und wir alle werden von den Bremsen fast aufgefressen. Trotzdem hält uns nichts davon ab den Fisch mit Sopaipillas (frittierte Brotfladen) zu geniessen. Es ist wunderschön, ruhig, heiss und einsam. Weiterhin geniessen wir die Tour voll und ganz und sind traurig, dass die Zeit so schnell vergeht.
14.01.13
Ein weiteres Mal wird der Macho beladen und die Pferde gesattelt. Habe ich schon erwähnt, dass es unglaublich heiss ist? Wir suchen einen Pfad, der uns direkt zur Laguna del Laja führen soll. Wir wissen zwar ungefähr, wo er ist, sehen aber keine Spuren. Wir hatten bereits genug aufregung und so nehmen wir den sichereren Weg, der zwar länger ist, aber wir die Cordillera noch mehr geniessen können. So wissen wir, dass weiter oben eine Polizeistation ist und Annika und ich hoffen wieder einmal, dass unser Wunsch in Erfüllung geht und wir bei ihnen übernachten können.
Sie empfangen uns auch freundlich und meinen, es sei kein Problem, die Zelte bei ihnen aufzustellen. Die Pferde können wir auch draussen anbinden, es gibt Gras in Hülle und Fülle. Camelia bleibt frei. Kaum sind die Pferde versorgt, gehen wir mit den Jungs an eine nahe gelegene Laguna fischen. Sie ziehen auch sechs Fische raus, wir leider nichts. Wieder zurück, wollen wir die Zelte aufstellen, doch da offerieren sie uns ihr „Gästezimmer“. Wir freuen uns sehr, wieder einmal in einem richtigen Bett zu schlafen. Doch erst laden sie uns zum Abendessen ein. Sie frittieren den Fisch und dazu gibt es Sopaipillas und Tomatensalat. Hmm, richtig lecker. Die Pferde binden wir nahe beim Haus an, damit der Puma sie nicht frisst. Um Mitternacht steigen wir in unser Bettchen.
15.01.13
Da es so gemütlich ist, ist es umso härter aufzustehen. Doch wir müssen weiter. Die Polizisten geben uns noch Proviant mit für unterwegs, da wir estwas knapp bemessen haben. Kartoffeln, Mehl, Teiwaren, Suppe, Tomatensauce und ein Brot. Voll lieb. Wir machen noch Fotos mit ihnen und reiten weiter. Auch heute haben wir viel Steigung. Die Temperatur ist etwas angenehmer, da es bewölkt ist. Endlich kommen wir an die Laguna del Laja. Es war wieder ein langer Tag und wir suchen einen Platz zum Bleiben. Da hören wir, dass uns jemand pfeift. Wir schauen den Berg hoch und da kommt ein Huaso angeritten mit seinen Hunden.
Er lädt uns in seine Berghütte ein. Da könnten wir auch Feuer machen und es hätte genug Gras für die Pferde. Don Juan ist sehr nett und wir beschliessen, ihm einen Tag gesellschaft zu leisten. Am Abend machen wir Sopaipillas und laden ihn dazu ein. Das Haus ist super schön gelegen, mit Blick auf die Laguna. Drumherum ist alles grün. Juan wohnt den Sommer durch alleine dort und kümmert sich um seine 300 Kühe und 16 Pferde. So freut er sich über unsere Gesellschaft.
16.01.13
Während Juan nach seinen Kühen schaut, bauen wir eine Pergola vor sein Haus. Denn noch immer ist es unglaublich heiss und es ist gemütlicher draussen im Schatten zu sitzen als drinnen. Wir stellen Pfähle auf und decken das Ganze mit Ästen und Blättern.
Sieht gut aus und Juan freut sich darüber.Zu Mittag bereitet Juan eine Suppe mit Kartoffeln, Reis und einer Forelle zu. Am Nachmittag zeigt er uns eine wunderschöne Laguna, wo wir wieder fischen. Leider fangen wir nichts, der Ausflug hat sich aber trotzdem gelohnt. Am Abend machen wir dann Pommes frites und weitere Sopaipillas. Angst haben, dass wir abnehmen auf der Tour, müssen wir auf jeden Fall nicht.
17.01.13
Don Juan begleitet uns zu der Stelle, wo wir die Cordillera überqueren müssen und nach Antuco zu gelangen. Zum Glück gibt es viele Bäume auf dem Weg und somit Schatten. Vor dem Aufstieg verabschieden wir uns von Juan. Der Aufstieg ist einmal mehr sehr anstrengend. Es scheint, die Südchilenen bevorzugen den kürzesten Weg, auch wenn dieser fast eine Steigung von 45 Grad erreicht. Wir werden aber belohnt mit einer wunderschönen Aussicht.
Der arme Macho hat ganz schön Arbeit mit seinem Gepäck. Schliesslich erreichen wir eine Höhe von 2‘040 müM. Über uns befindet sich eine einzige Wolke, die uns für etwa 15 Minuten beregnet. Zum Glück ist es keine Gewitterwolke, das würde ganz schön ungemütlich werden dort oben. Der Abstieg ist noch krasser als der Aufstieg und wir sind froh, dass wir den Weg nicht in die umgekehrte Richtung machen müssen. Nach langen 25km und über Tausend Metern Höhendifferenz kommen wir zu einem weiteren Haus von Don Juan, in welchem er uns angeboten hat, zu übernachten. Die Pferde und wir sind hundemüde und gehen auch sofort schlafen.
18.01.13
Da wir uns schon an die Sopaipillas gewohnt haben, machen wir wieder welche zum Frühstück. Da sich Pipino und Camelia irgendwo im Gebüsch versteckt haben, um der Hitze und den Bremsen zu entkommen, gehen wir sie suchen. Just sieht Annika, wie ein Pume wegrennt. Da haben wir ja Glück gehabt, hat er unseren Pferden nichts gemacht. Am Mittag reiten wir weiter, in schnellem Schritt, da alles flach ist und wir dreissig Kilometer vor uns haben. Alles allerdings auf ungeteerter und geteerter Strasse. Wir machen nicht einmal eine Pause, denn wo wir versuchen anzuhalten, fallen gleich die ganzen Bremsen über uns her. Einerseits sind wir froh, von der Cordillera zurück zu sein, denn es ist doch gut zu wissen, dass wenn was ist, sind irgendwo irgendwelche Menschen, die helfen könnten. Andererseits war die Landschaft viel schöner und abwechslungsreicher. Doch wir werden noch einmal in die Cordillera gehen. Erst müssen wir aber Nachschub an Essen kaufen und die Hinterbeine von der Camelia beschagen, was nicht eine Sache von fünf Minuten sein wird. Endlich sehen wir das Dorf Antuco. Doch die Freude verblasst schnell, denn uns trennt ein Tor mit schloss von der Hauptstrasse. Wir meinen schon, drei Kilometer weiter hoch zu reiten, um auf die Strasse zu kommen, als eine Frau auf uns zukommt und meint, sie habe einen Schlüssel. Glück gehabt. So reiten wir direkt zur Polizei, um wie versprochen den anderen zu melden, dass wir gut angekommen sind. Natürlich haben wir auch die Hoffnung dort bleiben zu können, zumal sie viel Weide haben. Dienst hat aber leider eine Schlaftablette, die von nichts eine Ahnung hat. Müde machen wir uns also auf die Suche nach einer Unterkunft. Schliesslich gelangen wir zu Don Fabian, bei welchem wir die Pferde auf eine riesige Weide stellen dürfen. Zum Kochen und zum Sein dürfen wir sogar seine Cabaña benutzen. Wieder einmal haben wir einen super Ort gefunden, wo wir uns erholen können, Einkäufe machen können und Blog aktualisieren.
19.01.13
Wir werden geweckt von einem starken Wind. Wir denken schon, es werde bald regnen und gehen raus, um zu checken, dass wir auch die Sättel gut zugedeckt haben. Doch der Himmel ist klar, keine Wolke in Sicht. Don Fabian klärt uns auf, dass dieser Wind hier normal sei und ab und zu vorkommt. Er dauere drei Tage. Leider bringt auch der starke Wind keine Abkühlung, sogar er ist warm. Da wir niemanden auftreiben können, der die Camelia beschlägt, da sie keine Zeit haben oder wahrscheinlich zu wenig Geduld, entschliessen wir, selber Hand anzulegen. Mit viel Ruhe und Geduld können wir ihr schon mal die Eisen abnehmen und die Hufe richten. Nun müssen wir noch Hufeisen und Nägel besorgen.
20.01.13
Um nicht so viel Stress zu haben und nicht am Sonntag in die Stadt zu fahren um Einkäufe zu machen, erlaubt uns Don Fabian, einen Tag länger zu bleiben. So haben wir viel Zeit um zu entspannen, waschen, Sachen flicken und und und. Don Fabian hat uns Hufeisen besorgt und leiht uns auch ein paar Nägel. So gehen wir die schwierigste Aufgabe als erstes an, Camelias Hinterhufe beschlagen. Sie macht es uns auch überhaupt nicht leicht am Anfang. Ich kriege sogar einen Schlag ans Bein. Unsere Geduld ist bis zum reissen gespannt und schon fast glauben wir nicht mehr dran, dass es noch möglich ist. Doch dann, plötzlich hält sie still und macht keinen falschen Schritt mehr. Als hätte sie nie was anderes gemacht. Liegt es an der Beinmassage die ich während des Aufhebens mache? Wir wissen es nicht. Aber egal, hauptsache sie hält still. Rambo macht beim Beschlagen eine gute Figur. Froh, es geschafft zu haben, bereiten wir einige Empanadas zu und geniessen den Tag. Später kommt Don Fabian zurück mit einem Freund. Sie erklären uns den Weg durch die Cordillera. Wir haben Glück, dass sie sich so gut auskennen. Allerdings warnen sie uns bereits vor einer Strecke, die von den Pehuenche (Mapuche der Cordillera) bewohnt ist. Dort soll es ganz viele Pferdediebe geben. Gut zu wissen. Auch meinen sie, dass wir an einem Zoll vorbeikommen werden, der aber etwa 30km von der Argentinischen Grenze steht. Da wir mit den Pferden nicht ausreisen dürfen, kann es sein, dass sie uns nicht durchlassen werden. So wollen wir morgen bei der PDI, der Polizei für Grenzangelegenheiten vorbeigehen und fragen. Sie geben uns auch einige Kontakte, wo wir allenfalls übernachten können. Während des Gesprächs erfahren wir auch, dass Don Juan, bei dem wir an der Laguna del Laja Pause gemacht haben, ein berüchtigter Pferdedieb sei. Naja, wir glauben sowieso an die Theorie, dass es besser ist, sich mit den Feinden anzufreunden. Scheint ja funktioniert zu haben.
21.01.13
Heute fahren wir nach Los Angeles. Als erstes wollen wir die Sache mit dem Grenzübergang klären und schauen bei der PDI vorbei. Der zuständige Polizist meint, wenn wir bei der PDI bei Barros vorbeireiten, seien wir gezwungen auszureisen. Beim zurückkommen würden wir den Einreisestempel dann wieder kriegen. Nur dass wir nicht zurück kommen. Schliesslich wollen wir weiter Richtung Süden. Er könne uns auch keine Bewilligung geben, da er dazu nicht befugt sei und diese uns somit nichts nutzen würde. In Santiago aber gäbe es ein Amt, das dafür zuständig ist. Wir sind schon fast am verzweifeln. Denn die Ämter in Chile sind sehr langsam. So meint er denn plötzlich, also war er machen würde ist, gar nicht erst beim Posten vorbeizureiten. Es gäbe einen Pfad unten rum. Die PDI müsse nur die Leute kontrollieren, die auf der Strasse vorbeikommen. Alle die aussen herum gehen seien ihnen egal. Na dann, wiso nicht gleich so? Dann müssen wir ja nur aufpassen, dass wir vorher abzweigen. Den restlichen Tag verbringen wir mit Einkaufen und im McDonald’s. Als wir nach Hause kommen, warten die Pferdchen schon auf uns. Scheint, als würden sie uns vermissen, normalerweise schlafen wir immer in der Nähe von ihnen. Denn sie haben alles was sie brauchen, eine riesige Weide, Futter und Wasser.
22.01.13
Die Pferde scheinen froh zu sein, dass es weitergeht. Sie haben sich dermassen an unseren Rhytmuss gewohnt, dass sie sich nach so viel Pause bereits zu langweilen beginnen. Mit neuen Lebensmitteln machen wir uns also auf den Weg Richung Volkan Antuco. Allerdings müssen wir vorher einen Platz zum Übernachten finden, denn danach sei alles vulkanisch und es gäbe kein Gras mehr für 30km. Bei einem Wasserlauf wo es leckeres Gras gibt, machen wir Pause. Damit die Camelia noch mehr Filete fressen kann, führe ich sie immer an neue Orte. Einer davon ist allerdings purer Sumpf, was von weitem nicht so ausgesehen hat. In der Mitte steht eine Insel mit hartem Boden. Da hin kommen wir gut, doch wie wieder zurück? Ich lasse sie eine Weile fressen und wähle dann den am einfachsten ausschauenden Weg. Camelia merkts schon und beeilt sich auch. Doch an einer stelle sinkt sie mit den Hinterbeinen bis zum Po ein. Sie ist aber sehr flink und befreit sich mit einem Satz wieder und gelangt somit auf die andere Seite. Allerding ist sie und ich von Kopf bis Fuss mit Schlamm bespritzt. Was solls, das geht wieder weg. Übernachten tun wir auf einem Campingplatz. Da wir bereits im Parque Nacional Laguna del Laja sind, dürfen wir nicht frei campen. Wir kriegen aber zwei Sitios, einer für uns und einer für die Pferde. Camelia lasse ich auf unserem Platz frei über die Nacht, um sie nicht anzubinden.
23.01.13
Ich schau aus dem Zelt und keine Spur mehr von Camelia. Auch Pipino hat ihre Abwesenheit bemerkt und wiehert nach ihr. Der Macho läuft im Kreis. Schon fast beschleicht mich Panik. Doch nach etwas herumlaufen sehe ich sie stehen und Gras fressen. Da bin ich froh, hat sie sich nicht wieder auf den Rückweg gemacht. Die Strecke heute ist komplett anders als das, was wir bis jetzt kennen gelernt haben. Um uns herum sehen wir versteinertes Lava.
Wunderschön. Bald kommen wir auch wieder zurück an die Laguna del Laja, diesmal allerdings an den südlichsten Zipfel. Etwas trauriges hat dieses Wegstück allerdings auch. Und zwar hat das Militär im Jahr 2005 einen Trupp junger Soldaten losgeschickt, bei einem Schneesturm von einem Refugio zum anderen zu laufen.
Um sie noch härter zu machen hatten sie auch nicht die dafür notwendige Kleidung bei sich. 45 von ihnen sind auf der Strecke erfroren. Kreuze, Andenkstafeln und Blumen der Angehörigen erinnern an jeden einzelnen, genau an dem Ort, wo derjenige verstorben ist. Übernachten fürfen wir auf der Sommerweide von Don Cristián. Am Abend lernen wir noch Freunde von ihm kennen, die uns versprechen am nächsten Tag noch einmal vorbeizukommen um Aguilucho zu beschlagen.
24.01.13
Wir lassen uns Zeit beim Frühstück, wir müssen sowieso auf die Schmiede warten und schliesslich haben wir keinen Stress. Die beide sind sehr nett und machen ihre Arbeit auch super. So entschliesse ich, die Vorderhufe von der Camelia auch gleich zu beschlagen, dann habe ich dann hoffentlich Ruhe bis am Ende der Reise.
Für das Beschlagen verlangen sie nichts, wir sollen nur die Camelia auf jeden Fall wieder mitnehmen, meinen sie spassend. Tja, bei ihr braucht man halt immer etwas mehr Zeit. Als wir weiterreiten warnen auch sie uns noch einmal vor den Pferdedieben. Don Cristián begleitet uns noch ein Stück, um den Zoll zu umreiten. Am Morgen hat uns bereits das SAG (Amt für Tiermedizinische Angelegenheiten und Grenzübertritt für Tiere) besucht und Fotos gemacht von unseren Pferden. Wahrscheinlich sind sie besorgt, dass wir nach Argentinien gehen. Sagen tun sie allerdings noch nichts.
Untwerwegs reiten wir beim Piedra del Indio vorbei, beim Indianerstein. Es heisst, dass man dreimal drumherum reiten muss, wenn nicht, hätte man Pech auf der Strecke. Um dies natürlich zu vermeiden und uns an die Gebräuche der Einheimischen anzupassen tun wir das auch. Wieder finden wir einen tollen Übernachtungsplatz auf der Sommerweide von Don Javier mit ganz viel Gras für die Pferde. Mit vollem Bauch legen sie sich schlafen. Während wir mit unseren Gastgebern zusammensitzen kommt tatsächlich noch einmal das SAG vorbei. Wohl haben sie gemerkt, dass wir den Zoll umritten haben. Doch sie fragen nur, wohin wir den wollen. Als wir sagen Richtung Süden, ist die Sache auch schon geklärt.
25.01.13
Beim Frühstücken teilt uns Don Javier mit, dass er uns nach Trapa Trapa begleiten wird. Er kommt von dort und es sei besser, wenn wir nicht alleine gehen. Dankend nehmen wir sein Angebot an. Der Weg ist einfach einmalig, tolle Landschaft. Unterwegs treffen wir Don Javiers Vater, kurzerhand bietet er uns an, in Trapa Trapa bei ihm zu übernachten. Toll, dann müssen wir auch keine Angst vor Pferdedieben haben. Nach einem langen Abstieg kommen wir schliesslich ins Dorf. Für uns kaufen wir Eier und für die Pferde zusätzlich etwas Alfalfa. Nach einer eiskalten Dusche mit dem Gartenschlauch gehen wir früh schlafen.
26.01.13
Nach dem gestrigen Abstieg geht es heute wieder reichlich bergauf. Unterwegs lädt uns ein Pehuenche ein, bei seinem Häuschen zu Mittag zu essen. Wahrscheinlich braucht er gesellschaft. Er erzählt uns, dass wir Glück hätten, vor einer Woche sei die Gegend noch verpestet gewesen vom Rauch des Volkans Copahue, der an Weihnachten ausgebrochen ist.
Er befindet sich auf der anderen Seite der Bergkette. Die Polizei wollte unseren Gastgeber evakuieren, doch das konnte er sich nicht leisten wegen den Tieren. Dass er unter Kopfschmerzen und Übelkeit litt, hat er der Polizei allerdings verschwiegen. Nach einem weiteren steilen Anstieg, wollen wir weiter Richtung Laguna del Barco. Oben angekommen, sehen wir eine Laguna, davon hat vorher niemand gesprochen. Hm, in welche Richtung gehen wir weiter?
Der Weg führt uns rechts wieder runter an die Laguna. Plötzlich kommt mir aber in den Sinn, dass mal jemand gesagt hat, es sei leicht rechts zu gehen, wir müssten aber auf jeden Fall nach links. Tja, so umrunden wir die Lagune und stehen plötzlich an einer kleineren super idyllischen Laguna, umrundet mit Gras. Natürlich wird das unser Übernachtungsplatz. Rambo baut der Camelia mit herumliegenden Pfählen sogar einen Koral für die Nacht. Da es hier überall Pumas gibt, möchte ich sie nicht frei rumlaufen lassen. Leider erkennen wir aber, dass es keinen Wasserzulauf gibt zur Laguna und wissen nicht, ob das Wasser noch trinkbar ist. Wir gehen auf Nummer sicher und im Glauben am nächsten Tag einen Bach zu finden, lassen wir auch die Pferde nicht trinken. Wir geniessen die Stille und Einsamkeit.
27.01.13
Wir reiten bereits einige Kilometer und noch keine Spur von Wasser. Rambo hat zum Glück einen super Instinkt, immer den richtigen Weg zu finden. Während wir das Gefühl haben, der Laguna del Barco immer näher zu kommen, verfolgen wir Pumaspuren auf dem Weg. Wir malen uns aus, dass der Puma bestimmt auch auf der Suche nach Wasser war und die Gegend kennt. Plötzlich sind die Spuren verschwunden.
Das veranlasst uns, den Weg zu verlassen und zu schauen was links unterhalb der Klippe liegt. Prompt erhalten wir Sich auf die Lagune. Was für ein Glück, ohne Puma wären wir glatt vorbeigeritten. Wir finden auch einen schmalen Pfad der uns der Klippe entlag nach unten ins Tal führt. Endlich können die Pferde trinken. Wir passen nur auf, dass sie nicht zu viel auf einmal trinken, nicht dass sie Bauchschmerzen kriegen. Wieder übernachten wir auf einem Campingplatz, der an die Lagune grenzt. Die Camelia kriegt eine Dusche und danach kaufen wir eine halbe Ziege für ein Asado.
28.01.13
Als der Rambo am Morgen die Camelia freilässt und die anderen Pferde weiter oben anbindet, überrennt sie fast zwei Campinggäste. Irgendwas scheint in der Luft zu liegen. Unterwegs wiehert sie auch jedem Pferd zu, das wir unterwegs sehen. Sie ist wieder einmal rossig und benimmt sich unmöglich. Übernachten dürfen wir bei Don Rocke in Guallalí, ein Kontakt der uns Don Juan aus Antuco gegeben hat. Wir sind gerade noch rechtzeitig angekommen. Der Himmel wird schwarz und in der Ferne hört man es donnern. Wir kriegen eine Weide mit einem Heuschober. Glück gehabt, so können wenigstens wir uns vor dem Regen verstecken. Als es zu regnen beginnt und Blitze zucken, sind Annika und ich ziemlich beunruhigt, wir haben Angst, ein Blitz könnte unsere Pferde treffen. Aber was wollen wir machen, es bleibt nichts anderes übrig abzuwarten. Das Gewitter scheint aber neben uns vorbeizuziehen und die Gefahr ist vorüber. Wir richten unser Lager auf dem Heu ein. Nach dem Regen kriegt die Camelia, die schon die ganzen Nachbarspferde nach einem Hengst durchsucht hat einen Energieanfall und bockt quer ueber die Weide. Die anderen schauen ihr nur zu und fragen sich wohl, was mit ihr los ist. Und ich frage mich, wie ich dieses Pferd nach der Reittour beschäftigen soll…
29.01.13
Da wir nun schon wieder einige Tage unterwegs sind seit Antuco, machen wir heute wieder Pause. Camelia beschäftigt sich weiterhin selbst mit wiehern und Bocksprüngen über die Weide, die anderen lassen sich nicht stören und fressen ruhig. Auch wir machen einen ruhigen Tag, der Kanal lädt weder zum Baden noch zum Waschen ein.
30.01.13
Noch immer ist die Camelia rossig, energiegeladen und schreckhaft. Doch nach dem ersten Berg legt es sich ein bisschen. Bald stehen wir wieder vor einem Tor, das uns vor einem Privatgrundstück trennt. Die Aufpasser sind aber sehr nett und lassen uns ohne Probleme durchreiten. Wieder bezwingen wir einen Berg. Doch mitlerweile sind wir und die Pferde das auf und ab gewohnt und kommen nicht mehr ausser Atem. Unser Lager schlagen wir am Ende des Privatgrundstücks auf. Auch dort sind die Leute sehr nett und wir bestellen frische Kuhmilch für den nächsten Morgen. Wir freuen uns schon. Später gehen wir in den Stausee vom Fluss Bio Bío baden. Doch der Einstieg ist extrem steil und beim rausklettern beschmutzen wir uns noch fast mehr als wir vorher waren. Übrigens haben wir heute eine weitere Regionsgrenze überquert. Angefangen haben wir die Tour in der Region Maule, haben die Region Bio Bío durchritten und sind schliesslich in der Araucanía angekommen. Von der siebten Region zur neunten also.
31.01.13
Nach der leckeren Kuhmilch reiten wir weiter Richtung Süden. Bald kmmen wir zu einem 250m lagen Tunnel ohne Licht. Camelia läuft mir aber brav hinterher, gefolgt von Aguilucho und Macho. Pipino hat etwas schiss, merkt aber, dass er sost alleine zurückleibt und durchquert den Tunnel dann doch.
Eigentlich wollen wir heute bis nach Troyo reiten. Untwerwegs kommen wir aber an einem Grundstück mit extre viel Gras vorbei. Ein kleiner Campingplatz. Wir entscheiden, dass es schade wäre, dieses ganze Gras nicht auszunutzen und frage, ob wir bleiben dürfen. Die Besitzer Don Juan und Mary aus Santiago sind super nett und wir dürfen die Pferde auf dem ganzen Grundstück frei laufen lassen. Die Pferde könnens noch gar nicht glauben. Sie fressen bis tief in die Nacht hinein und wir entscheiden, noch einmal einen Tag Pause einzulegen.
01.02.13
Wir werden durch Hufgetrappel aufgeweckt. Als wir den Kopf aus dem Zelt strecken, sehen wir, dass die Pferde glücklich sind und zusammen spielen. Bockend und furzend rennen sie um unsere Zelte rum. Das Spiel dauert etwa zehn Minuten, danach stehen sie wieder ruhig, entspannt und zufrieden zusammen. Nach einem ausgiebigen Frühstück und Mittagessen mit den Besitzern, gehen wir fischen. Wieder ist Rambo der einzige der Glück hat und wir bringen drei Fische zurück. Annika und ich flicken noch unsere Reithosen. Hoffentlich überstehen sie die Reise. Die Pferde fressen wieder den ganzen Tag nach dem morgentlichen Sportprogramm. Mary will sogar Pipino kaufen, Annika freut sich, hier hat er es auf jeden Fall schön. Sie muss ihn allerdings am Ende der Reise abholen, wo immer wir sind. Dies sollte aber kein Problem sein, sie haben schliesslich einen Camion.
02.02.13
Nach ein paar Fotos mit unseren Gastgebern, einer eisig kalten Dusche im Bach und dem Austausch unserer Nummern reiten wir weiter Richtung Troyo und schliesslich Lonquimay. Die Pferde sind rund und dick und noch etwas träge. Der Weg ist anstrengend, wieder ist es sehr heiss und wir müssen uns nach der Cordillera erst wieder an Strassen und Autos gewöhnen. Wir reiten bis zu der Brücke Paso Paz, wo es schön sein soll, zum Übernachten. Als wir ankommen sehen wir aber, dass es kaum Platz gibt für die Pferde, von Gras ganz zu schweigen. So reiten wir noch ein Stück weiter. Auch hier sind alle Grundstücke eingezäunt. Ein Stück weiter ist das Tor aber offen und wir finden einen schönen Platz am Fluss mit Strand. Allzu viel Gras gibt’s nicht aber genügend. Schliesslich haben die Pferde die Tage vorher mehr als genug gefressen. Wieder binden wir nur Aguilucho und Macho an, Pipino und Camelia sind wie gewohnt frei. Wir schwimmen im Fluss, fischen ohne Erfolg und essen zu Abend. Plötzlich kommen uns ein paar Kühe besuchen, Pipino nimmt das gleich als Anlass wieder zu spielen und rennt den Berg hoch. Camelia natürlich hinterher. Annika und ich schnappen uns so schnell wir können die Halfter und folgen ihnen, wie wir gerade sind; Annika barfuss und ich in Hemd, Unterhosen und Flip Flops. Oben angekommen sind die Pferde schon auf die Strasse gekommen und rennen zurück Richtung Don Juan. Tja, mir fällt nichts besseres ein als ihnen hinterher zu rennen und beim ersten Auto das mich überholt Autostopp zu machen. Doch der Fahrer denkt sich wahrscheinlich, was will dieses Flittchen mitten auf der Strasse und macht einen grossen Bogen um mich. Naja, kanns ihm wohl nicht verübeln. Weiter vorne sieht er allerdings die Pferde und reimt sich den Rest zusammen. Gekonnt überholt er sie und stoppt sie dann. Gott sei Dank. Er entschuldigt sich noch, dass er nicht angehalten hat, doch ich bin nur froh, hat er die Pferde gestoppt und erkläre ihm die Situation. Wir sollten uns halt absichern, meint er nur und fährt belustigt weiter. Erschöpft gehen wir zu unserem Lager zurück, wo uns Rambo entgegenkommt der durchs wiehern von Aguilucho und Macho vom Fischen abgelenkt wurde.
03.02.13
Heute wollen wir nach Lonquimay kommen. Die Strasse ist weiterhin staubig und die Sonne brennt. Unterwegs lassen wir die Pferde oft fressen, da sie in der Nacht nicht so viel gekriegt haben. Endlich sehen wir Lonquimay von weitem. Scheint ein schönes Städtchen zu sein und überall scheint es Weiden zu geben. So hoffen wir, bald was zum Übernachten zu finden. Bei einem kleinen Geschäft kaufen wir eine Coca Cola und fragen nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Die Frau ist hilfsbereit und schickt uns zu einem Campingplatz. Wir reiten wieder ein Stück zurück. Leider haben wir nicht viel Erfolg, Gras für die Pferde können sie uns nicht bieten und schicken uns zu jemandem, wo wir aber ein paar Kilomenter vorher schon vorbeigeritten sind. Wir haben keine Lust so weit zurück zu reiten, unser Ziel ist schliesslich vorwärts zu kommen. Wir fragen noch ein paar Leute in der Nähe, doch ohne Erfolg. So entscheiden wir, doch durchs Dorf zu reiten und weiter zu fragen. Fast eine Stunde nach dem ersten Eintreffen lernen wir einen weiteren Don Juan kennen, der uns eine kleine Weide gegenüber seinem Haus zu Verfügung stellt. Auch er ist extrem nett und hilft uns auch noch zusätzlich einen Ballen Alfalfa organisieren. Zur Feier des Tages und um die Zivilisation zu geniessen gehen wir ins Zentrum und essen Pommes.
04.02.13
Bevor wir weiterreiten wollen wir Einkäufe machen. Dies dauert allerding bis zum frühen Nachmittag. Da wir nun nicht gross Lust haben, in der Hitze loszureiten, lässt uns Don Juan eine Nacht länger neben seinem Haus übernachten. Wir dürfen übrigens auch seine Dusche brauchen, allerdings gibt’s nur kaltes Wasser. Wie lange hatten wir nun kein warm Wasser mehr? Wir wissen schon gar nicht mehr, wie sich das anfühlt. Dafür ist das eine Wasser kälter als das andere. Mich erstaunt, dass wir noch keine Erfrierungen davon tragen. Tja, die Hitze tagsüber machts wohl wieder wett. Zu dieser Gelegenheit lassen wir noch Pipino und Macho beschlagen. Am Abend gehen wir in ein richtiges Restaurant essen. Hach, ist das schön!
05.02.13
Wir verabschieden uns schliesslich doch von unserem neuen Freund und reiten ein weiteres Mal in die Cordillera. Unser Ziel für die Reittour ist nun ein Fundo in der Nähe von Curacautín. Da es bis dorthin aber nicht mehr allzu weit ist, haben wir beschlossen, einen Umweg zu reiten um die Tour dann doch dort abzuschliessen. Wir reiten 30km und finden immer noch keinen geeigneten Platz zum campieren. Wieder einmal müssen sich die Pferde mit wenig Gras begnügen, immerhin gibt’s Wasser. Rambo baut der Camelia wieder einen Koral für die Nacht.
06.02.13
Wichtigstes Tagesziel ist, Futter für die Pferde zu finden. Wenn möglich am Ufer der Lagune Galletue. Doch auch da scheinen alles Privatgrundstücke zu sein.
Um uns abzusichern, fragen wir bei einem Haus, ob es öffentlichen Zugang zur Lagune gäbe. Die Besitzer meinen nein, aber wir könnten gerne auf ihrem Grundstück übernachten. Wir freuen uns über die Einladung, kaufen den Pferden wieder Alfalfa und geniessen den Nachmittag an der Lagune. Sowohl die Pferde als auch wir baden uns.
07.02.13
Als wir losreiten, geben wir unseren Gastgebern noch Bescheid und kommen ins Gespräch mit dem Hausherrn. Nebenbei meint er dann, dass seine Frau das gestern wohl nicht erwähnt hat, sie würden für das Übernachten auch was verlangen. Toll, was will man da im Nachhinein noch sagen. Das Beste ist aber, dass wir wenige Kilometer weiter an einem Campingplatz vorbeireiten. Tja, da hätten wir bestimmt auch was bezahlt, wahrscheinlich aber sogar weniger und hätten auch Klo und Dusche und eventuell sogar Strom zur Verfügung gehabt.
Nun merken wir, dass wir in die Touristische Gegend gekommen sind, nichts gibt’s mehr gratis und jeder will was abkriegen. Wir hoffen auf mehr Glück bei der Lagune Icalma. Wir essen am See zu mittag, bis der Besitzer des angrenzenden Grundstücks kommt und meint, er habe hier alles für den Tourismus vorbereitet und wenn wir nicht bei ihm auf dem „Camping“ übernachten wollen, müssen wir so schnell wie möglich weiter, damit die Pferde nichts kaputt machen. Um keinen Stress zu machen, halten wir uns auch daran, obwohl die ersten fünf Meter, die an Wasser grenzen, in Chile öffentlich sind. Wir reiten weiter durch Wald und geniessen den Schatten. Unterwegs treffen wir auch eine Familie, die uns den Tipp gibt, bei einem Cousin zu übernachten. Es ist auch sehr schön dort, Bäume spenden Schatten, haben Zugang zur Lagune und die Pferde stehen auf einer Weide. Doch auch hier kommt uns der Aufenthalt sehr teuer, aber wir sind zu müde um einen anderen Platz zu suchen. So bleiben wir aber nur eine Nacht, obwohl wir wieder an einen Ruhetag denken.
08.02.13
Wir hoffen, so bald wie möglich einen geegneten Tag zum Ausruhen zu finden. Wir kommen an einem tollen, ruhigen Campingplatz vorbei. Leider ist der Besitzer zum Einkaufen gegangen und einfach bleiben ohne den Preis zu fragen wollen wir nicht. Unser Budget ist zu sehr ausgereitzt. Wir stellen uns unter die Bäume und beschliessen zu warten. Als ein paar Squatfahrer ankommen, gehe ich hin, um zu fragen, ob sie die Besitzer sind. Sie meinen nein, auch sie seien Gäste. Sie sind aber sehr nett und da sie aus der Region kommen, schlagen sie uns vor, bei einem Nachbarn zu bleiben. Schon sitze ich auf dem Squat und wir fahren los um den Nachbarn zu fragen, ob es denn möglich wäre. Dieser meint, klar, kein Problem. Als wir mit den Pferden ankommen, dürfen wir sie auf einer riesigen Weide voll mit Klee freilassen. Die Tiere sind glücklich und füllen sich die Bäuche. Wir dürfen auf der selben Weide unsere Zelte aufbauen. Bei so viel Gras wollen wir auf jeden Fall zwei Nächte bleiben. Auch dies ist für den Besitzer Don Domingo kein Problem. Rambo konstruiert mit dem herumliegenden Holz einen Tisch mit Bank und einer Feuerstelle, damit wir es gemütlicher haben.
09.02.13
Viel machen wir nicht. Wenigstens versuche ich meine Hosen wieder mal zu waschen. Doch das Wasser ist so kalt, dass ich an den Füssen bereits nach kurzer Zeit rote Spuren kriege, bis dort, wo das Wasser reicht und auch meine Hände frieren. So wasche ich sie nur notdürftig aus. Am Nachmittag gehen wir an dem Fluss zum Fischen, doch auch da scheinen die Fischen keinen Hunger zu haben. Am Abend lädt uns die Familie von Don Domingo ein zu Mate und Piñones (Samen der Araukanischen Pinie).
10.02.13
Als wir aufstehen, ist der Himmel schwarz und es sieht nach Regen aus. So bleiben wir lieber noch eine Nacht länger, um uns nicht dem Regen auszusetzen. Den halben Tag verbringen wir im Zelt, da es tatsächlich regnet. Unser „Esszimmer“ hat leider kein Dach.
11.02.13
Der Tag sieht zwar nicht besser aus als der gestrige, doch die Zeit drängt langsam und wir müssen weiter. Das erste Mal reiten wir nun durch Regen. Wir wissen noch nicht ganz wer weniger Spass dabei hat, wir oder die Pferde. Wir reiten an zwei Campingplätzen vorbei, die uns aber zu teuer sind. Lieber fragen wir wieder bei einem Haus. Als auch beim dritten Haus niemand herauskommt, reiten wir resigniert weiter. Doch bei einem Blick zurück,sehen wir, dass die Tür doch noch aufgeht. Wir reiten zurück und machen Bekanntschaft mit Don Sandro und seiner Frau Verónica und Sohn Juan. Wir dürfen in einem zugedeckten Stall übernachten und die Pferde laufen frei ums Haus. Durchnässt und durchgefroren laden sie uns in ihr Haus ein zu Tee, Kaffee und frischem Brot. Fühlt sich herrlich an. Auch zum Abendessen laden sie uns ein.
12.02.13
Nach einem tollen Frühstück verabschieden wir uns von ihnen. Wieder haben wir jemanden kennengelernt, den wir auf jeden Fall besuchen müssen, falls wir wieder einmal in der Gegend sind. Leute wie sie, lassen uns schlechtere Erlebnisse schnell vergessen. Heute haben wir auch mehr Glück mit dem Wetter. Zwar ist es bewölkt und kalt, aber immerhin regnet es nicht. Zu Mittag essen wir sogar eine Pizza. Vor dem Nationalpark Conguillio treffen wir wieder einen netten Herrn, der uns in einer Cabaña übernachten lässt. Auch gegen die Pferde im Garten hat er nichts. Da hoffen wir nur, dass sie sich auch benehmen und nicht in seinen Gemüsegarten einbrechen.
13.02.13
Heute wollen wir den Nationalpark durchqueren. Da das Gebiet vulkanisch ist, wird es auf der ganzen Strecke kein Futter für die Pferde geben. Das heisst, wir müssen auf jeden Fall die ganze Strecke an einem Tag zurücklegen.
Damit sie den Bauch mit nahrhaftem Gras gefüllt haben, kaufen wir bei den Nachbarn einen Ballen Alfalfa. Die Hälfte kriegen die Pferde zum Frühstück, der Rest muss der Macho tragen und sichert ihr Abendessen. Auch Pipino binden wir noch einen Sack hinter den Sattel. Bepackt machen wir uns auf den Weg. Wir haben Glück mit dem Wetter, erst ist es zwar extrem kalt, aber regnen tut es nicht.
Unterwegs kommen wir an einem Restaurant vorbei. Dort essen wir was Kleines und geben den Pferden den letzten Hafer. Das letzte Stück reiten wir ohne Pause. Der Nationalpark ist wunderschön. Leider ist der Vulkan Llaima hinter den Wolken versteckt. Wir reiten vorbei an Lagunen, Lava und sogar etwas Wald. Unsere Befürchtungen haben sich bestätigt und nach 37km finden wir zwar einen Platz zum Übernachten mit Wasser, aber leider kein Gras. Zum Glück haben wir Alfalfa dabei.
14.02.13
Noch immer ist es bewölkt und zwischendurch nieselt es. Dies hält uns allerdings nicht von einem letzten Bad im kalten Fluss ab. So ist die Temperaturdifferenz zwischen Wasser und Luft wenigstens nicht so gross. Als wir weiterreiten, machen wir sobald wir Gras finden eine Pause, damit auch die Pferde Frühstück haben. Man sieht ihnen an, dass sie viel Arbeit haben und nur wenig Futter. Wir reiten bis kurz vor Curacautín und fragen wieder Leute, ob wir bei ihnen übernachten dürfen. Sie haben einen kleinen Korral mit Gras und zusätzlich kaufen wir noch Heu.
15.02.13
So schnell vergeht die Zeit, heute ist bereits der letzte Tag unserer tollen Tour. Wir reiten durch Curacautín durch, um zum Fundo Laguna Blanca zu gelangen, wo wir die Pferde ein paar Tage unterstellen können. In Curacautín treffen wir viele nette Leute, sie sind alle interessiert an uns und unseren Pferden und ich gebe sogar ein Interview für das lokale Radio. Viele Leute halten an und sprechen uns an. Jemand offeriert uns sogar einen Übernachtungsplatz für die Pferde mit Gratisheu.
Nach Curacautín reiten wir erst mal 6km einer Hauptstrasse entlang. Dies ist sehr anstrengend und gefährlich, am Rand gibt’s keinen Platz, um nicht auf der Strasse zu reiten. Autos überholen uns in schnellem Tempo und es kommen riesige Lastwagen entgegen. Wir sind froh, endlich wieder auf ungeteerter Strasse mit wenig Verkehr zu sein. Trotzdem zieht sich die Strecke in die Länge. Die letzten Tage waren hart und wir sind müde. Als wir endlich ankommen, werden wir schon erwartet. So machen wir noch ein letztes Gruppenfoto, versorgen die Pferde und essen ein leckeres Abendessen. Endlich gibt es auch wieder eine Dusche mit warmem Wasser. Wann hatten wir das zum letzen Mal?
Ende
Die nächsten Tage erholen wir uns von der Reittour, machen einen Ausflug nach Curacautín, besuchen das Rodeo in Lonquimay und lernen Valdivia kennen. Während dieser Zeit wissen wir die Pferde gut versorgt auf dem Fundo, welches zugleich das neue zu Hause von Pipino und Aguilucho wird. Schweren Herzens verkaufen sie Annika und Rambo, aber wenigstens bleiben sie in guten Händen. Ich hingegen muss noch einen Transport finden für Camelia und Macho, um die beiden wieder zurück ins Rio Hurtado-Tal zu bringen. Da die Distanz etwa 1200km beträgt, kommt mir die Reise nicht ganz billig.
So überlege ich auch, einen kleinen Camion zu kaufen, um ihn im Norden wieder zu verkaufen. Doch auch das ist mit einem Risiko verbunden und ich entscheide mich somit, die Tiere doch mit einem örtlichen Lastwagenfahrer zu transportieren. Don Ricardo macht mir auch ein gutes Angebot und in den Lastwagen passen nicht nur die Pferde rein, sondern auch unsere Sachen. Die Pferde reisen sehr bequem. Am Samstag 23.02. fahren wir nach Hause, nach 20 Stunden Fahrt kommen wir zwar müde aber gesund und munter in Serón an.